POTSA LOTSA PLAYS ANDRÉ HODEIR
Originalkompositionen von ANDRÉ HODEIR hat sich Silke Eberhard angenommen und für ihr Ensemble umarrangiert, adaptiert .
Date and time
Location
Industriesalon Schöneweide
Reinbeckstraße 9 12459 Berlin GermanyRefund Policy
About this event
- Event lasts 2 hours
Tickets
Ohne Sitzplatzzuweisung
0€11.83Ohne Sitzplatzzuweisung
0€8.64
Organized by
JAZZ AM KAISERSTEG 2023 - Kultursommer Alte Kita, Hasselwergder Str. 22A, Berlin-Schöneweide, vom 17. Juni bis 23. September, alle 14 Tage, umsonst & draußen, jeweils 16 bis 19 Uhr
Beim Vision Festival 2011 in NYC, dem Jahr, in dem Peter Brötzmann den Preis für sein Lebenswerk erhielt, bat mich ein freundlicher Mann mit Pferdeschwanz, seinen Platz freizuhalten, er hätte noch etwas zu tun. Es war ein guter Platz und ich wehrte viele Leute ab, aber der Mann kam nie zurück. Ich traf ihn später im Merchandise-Bereich und sagte ihm, dass sein Platz weg sei. Er zuckte mit den Schultern, griff in seinen Rucksack und zog eine CD heraus, ‚Heute War Es Absicht ... Für Manfred Schulze‘, eine Produktion des Jazzkeller69. Als er mir die CD gab, sagte er: „East German jazz, Manfred Schulze, you won‘t know him, it‘s very good music.“
Zu diesem Zeitpunkt traf das zu. Ich war noch nie in Berlin gewesen und hatte schon gar nichts von Jazzkeller69 gehört. Eigentlich war ich gerade dabei, Free Jazz und improvisierte Musik zu entdecken. Schnell jedoch, nach mehreren Besuchen in Deutschland, explodierte mein Interesse, ganz zu schweigen von meiner Plattensammlung (ich besaß die wohl vollständigste Amiga-Jazz-Plattensammlung in New Jersey, wenn nicht sogar in den gesamten USA). Und nicht nur das: nach meinem Umzug nach Berlin vor einigen Jahren und unzähligen Stunden bei Konzertbesuchen im Aufsturz Club, im Industriesalon, im Kühlspot, am Kaisersteg und an anderen Orten ist die Musik zum Leben erwacht. Einen großen Teil davon verdanke ich einer zufälligen Begegnung mit Assi Glöde vor vielen Jahren. Es ist fast überflüssig zu betonen, dass Jazzkeller69 ziemlich gut darin ist, solche Verbindungen herzustellen. Mit einer kleinen, aber engagierten Kern-Crew leistet die Gruppe einen übergroßen Beitrag zur Berliner Jazzszene und verbindet Musikerinnen, Musiker und Publikum das ganze Jahr über mit Konzerten an Orten in der ganzen Stadt. Ein echter Leckerbissen ist das Sommerprogramm in Schöneweide. Tief im Herzen des ehemaligen Industriegebiets - in seiner Blütezeit eines der größten Europas - liegt die kleine grüne Enklave an der Spree, in der Jazzkeller69 seit vielen Jahren im Sommer wöchentlich kostenlose Konzerte veranstaltet. Draußen unter den Bäumen, während der Geruch von Bratwurst durch die Luft weht und Musik von der Bühne klingt, ist es ziemlich einfach, die gelegentlich vorbeifahrenden Partyboote mit lautem Bass zu ignorieren, sich auf neue Klänge einzulassen und eine starke Verbindung zu der hauptsächlich von Berliner Musikerinnen und Musikern dargebotenen Musik zu spüren. Auf dem Programm steht in diesem Jahr eine beeindruckende Anzahl großer Ensembles - eine Seltenheit in Berlin, für die die Freiluftbühne eine wunderbare Gelegenheit ist, ihre kreativen Muskeln spielen zu lassen. Darüber hinaus bietet das Programm auch viele kleine, intime Ensembles, in denen die Stärke enger musikalischer Beziehungen hör- und spürbar wird. Neu gegründete Gruppen werden zu hören sein ebenso wie etablierte und solche, die eine Mischung aus beidem sind, mit aufregendem, oftmals neuem Material. Beim Eröffnungskonzert tritt das erste von mehreren großen Ensembles auf, das Bottom Orchestra, das über Köln die Musikszenen in Basel und Berlin verbindet. Einige der Musikerinnen und Musiker treten dann ein paar Wochen später in Brigade Futur III + SpVgg Süd auf, einem großen Ensemble, das Berliner und Leipziger Musiker zusammenführt. Verstärkt werden diese Verbindungen, wenn wenige Wochen später das Philipp-Rumsch-Ensemble mit jungen Musikerinnen und Musikern aus Leipzig, Berlin und darüber hinaus auftritt. Am 1. Juli verbringt eine musikalische Ikone des Free Jazz, der Posaunist Conny Bauer, seinen 80. Geburtstag mit seinem Bruder Matthias Bauer und Günter „Baby“ Sommer, um bei einem eigenen Konzert den runden Geburtstag sowie langjährige musikalische Partnerschaften zu feiern. Im August bringt Bauers Weggefährte Joe Sachse sein temperamentvolles Gitarrenspiel mit dem Posaunisten Nils Wogram auf die Bühne. Auch dies sind nur einige von vielen spannenden Konzerten, die es zu erleben gilt. Unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt bieten diese Sommerkonzerte jeder und jedem die Möglichkeit, etwas Neues und Unerwartetes zu hören. Vielleicht werden manche die Erfahrung genießen und anfangen, ihre eigenen Verbindungen herzustellen. Schließlich eröffnete mir eine unerwartete Begegnung bei einem Konzert in New York City eine ganz neue Welt der Musik. Tatsächlich führte es mich schließlich zu einem kleinen Park an der Spree, wo einige der Musiker, die auf dieser CD erschienen sind, immer noch zusammen mit ihren musikalischen Nachkommen zu hören sind.
~ Paul Acquaro, Mit-Herausgeber und Autor beim Free Jazz Blog (freejazzblog.org) und Autor für Jazz Podium Magazin, ist in den USA aufgewachsen und lebt seit 2018 in Berlin.